Erfahren Sie hier mehr über das richtige Verhalten bei der Bergung einer in's Eis eingebrochenen Person.
Gerade zu Beginn der Winterzeit geschieht es vermehrt, dass unvorsichtige oder uneinsichtige Personen auf noch nicht freigegebenen Eisflächen (gefrorene Seen oder Flußläufe) einbrechen. Damit Sie als Unfallopfer oder Sie als Hilfeleistender wissen was zu tun ist, haben wir diesen Beitrag verfasst. Zwar gut und hilfreich zu wissen, jedoch hoffen wir, dass Sie nie in eine derartige Situation geraten.
- Niemals Eisflächen betreten, die nicht freigegeben sind, schon gar nicht allein!
- Vorsicht bei schneebedeckten und/oder dunklen Stellen auf dem Eis, insbesondere nahe des Ufers oder von Gewässerein- und ausflüssen.
- Freigabegrenzen der Gewässermitte (min. 15cm bei stehenden, min. 20cm bei fließendem Gewässer) beachten!
- Ggf. uneinsichtige/ unvorsichtige Personen warnen!
Verhalten des Opfers:
- Ruhe bewahren! Bei zu hektischen Bewegungen, beim Versuch sich selbst zu befreien, kühlt der Körper (bis zu 27 mal schneller) vorzeitig aus. So kommt es vorzeitig zum lebensgefährlichen Ohnmachtszustand.
- Durch laute Hilfe-Rufe auf sich aufmerksam machen, auch wenn sich niemand in Sichtweite befindet.
- Eventuell in der Nähe befindliche Äste oder Zweige versuchen zu erreichen, um sich an diesen langsam herauszuziehen.
(Bildquelle: Wasserwacht Bayern)
Verhalten des/der Hilfeleistenden:
- Verunfallten informieren, dass Hilferufe gehört wurden und Rettungsmaßnahmen eingeleitet/ergriffen werden.
- Sofort Notruf unter 112 absetzen oder andere Passanten damit beauftragen (Wer ruft an, Wo ist die Unfallstelle, Was ist passiert, Wie viele, Welche Verletzungsart, Warten auf Rückfragen).
- Andere Passanten in die Hilfeleistung einbinden um Rettungsmaterial zu besorgen. Dieses kann sein: Schlitten, (Abschlepp-) Seile, Decken, Leitern jeder Art, lange breite Bretter, umgedrehter Tisch, Zimmertür mit demontierter Klinke (ggf. bei Anwohnern).
Vorgehen bei der Eisrettung:
- Eigensicherung geht immer vor (z.B. Seilsicherung um die Hüfte)! Niemals ungesichert sich der Einbruchstelle nähern!
- Legen Sie sich flach auf eine Leiter, Brett, Schlitten oder Zimmertür auf das Eis und nähern Sie sich mit Ruderbewegungen vorsichtig der Einbruchstelle. Achten Sie auf Knackgeräusche oder Wasserlachen auf der Eisoberfläche (Einbruchgefahr ! - Ggf. Rettungsversuch abbrechen oder von einer „sichereren“ Seite erneut versuchen.)
- Verunfallten ansprechen und ggf. beruhigen.
- Reichen Sie dem Verunfallten ein mitgeführtes Seil oder einen langen, kräftigen Gegenstand zum Herausziehen (Achtung! Niemals den Verunfallten direkt berühren, denn in seiner Panik ist die Gefahr zu groß, dass er Sie mit in die Einbruchstelle zieht!)
- Wieder am Ufer angelangt, den Verunfallten liegend weiter versorgen und dabei nicht aufrichten (auch nicht auf dem Weg zum Ufer)! Bewegungen sowie das Sprechen des Verunfallten zwingend unterbinden - Grund: das kalte Blut der Extremitäten gelangt, wegen des ansteigenden Pulses, zu schnell in’s Körperinnere und zum Herz. Folge: „Bergungstod“ ("After Drop") durch Herzstillstand!
- Verunfallten weitestgehend von nasser Kleidung befreien, sofort in Decken einwickeln und wärmen (z.B. durch eigene Körperwärme). Keine alkoholischen oder sonstigen Getränke verabreichen!
- Bei Übergabe an den Rettungsdienst kurz aber genau schildern, was wie gemacht wurde.
(Bildquelle: Wasserwacht Bayern)
Abschliessend:
Seien Sie sich und anderen gegenüber stets der Gefahr von dünnem Eis bewußt! Werden Sie dennoch aus einem unbeteiligten Passant plötzlich ein Hilfeleistender, gehen Sie immer ruhig und mit Bedacht vor! Es nützt keinem, wenn die Zahl der zu rettenden Personen steigt - am wenigsten dem Opfer, der Feuerwehr und dem Rettungsdienst.